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11.09.2020

Super-Star


Deutschland sucht den Super-Star, auf Baltrum ist er gerade noch da


In den Abendstunden sind auf Baltrum große Vogelschwärme im Ort unterwegs. Es handelt sich um Stare (wissenschaftlich Sturnus vulgaris, aus dem Lateinischen übersetzt „Gewöhnlicher Star“). Er wird 19 bis 22 Zentimeter lang und hat eine Flügel-Spannweite von 37 bis 42 Zentimetern. Mit 81 Gramm sind die Männchen durchschnittlich etwas schwerer als die Weibchen mit 76 Gramm. Das höchste Alter, das man einem beringten Star nachweisen konnte, war immerhin 22 Jahre!

 

 


Stare sind bekannt als schwarze Vögel mit einem gelben Schnabel. Das erinnert zunächst an eine männliche Amsel, aber die schwarzen Federn des Stars weisen einen grün-violetten Metallglanz auf und sind gesprenkelt mit weißen Flecken. Es scheint fast so, als ob das Gefieder mit Perlen bestickt sei. Das Jungvolk aus diesem Jahr hingegen hat zunächst ein mattes, schmutzig-braunes Gefieder.

 



Ein weiterer Unterschied zur Amsel ist, dass die Amsel wie ein Känguru mit beiden Beinen gleichzeitig hüpft, während der Star beide Beine unabhängig voneinander bewegen kann und hoheitsvoll schreitet – passend zu seinem edlen Federkleid.
Das Federkleid muss natürlich gepflegt werden, da wird hier auf Baltrum fleißig das „Freibad“ genutzt:


https://youtu.be/q3ydIjZUMro


Zur Brutzeit ist es die Aufgabe des Mannes, ein Nest in einer Höhle zu bauen und anschließend mit Grünzeug und sogar duftenden Kräutern zu dekorieren. Die Angebetete wird durch das liebevoll hergerichtete, gut duftende Eigenheim zur Hochzeit überzeugt. Gleichberechtigung in der Partnerschaft ist unter Staren allerdings recht einseitig – während das Männchen viele Frauen haben kann, darf seine Frau nicht einmal fremdgehen. Bis zu fünf Junge krönen die Liebe.


Nach der Brutzeit sammeln sich Stare in riesigen Schwärmen. Im Flug haben Stare ein dreieckiges Flugprofil und schaffen Geschwindigkeiten bis zu 80 Kilometer in der Stunde. Stare sind Teilzieher, d.h. es ziehen nicht alle in den Süden, einige überwintern in Mitteleuropa. Im Moment suchen die Stare auf Baltrum gemeinschaftlich nach Nahrung – sie jagen Insekten oder plündern Beeren aus Gebüschen (an Land werden ganze Obstplantagen geplündert). In den Salzwiesen werden auch gerne Salzwiesen-Flohkrebse verspeist.

 



Stare sind berühmt-berüchtigt: Nicht nur, dass im Showbusiness kleine Sternchen, die mit gewisser Dreistigkeit zur Popularität aufgestiegen sind, Starlet genannt werden, sondern schon in der Vergangenheit gab es bekannte Stare/Stars. Der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart besaß drei Jahre lang einen Star als Haustier. Als dieser verstarb, schrieb Mozart ihm folgendes Gedicht für das Begräbnis:

 

Hier ruht ein lieber Narr


Hier ruht ein lieber Narr,
Ein Vogel Star.
Noch in den besten Jahren
Musst er erfahren
Des Todes bittern Schmerz.
Mir blut’ das Herz,
Wenn ich daran gedenke.
O Leser schenke
Auch du ein Tränchen ihm.
Er war nicht schlimm;
Nur war er etwas munter
Ein lieber loser Schalk,
Und drum kein Dalk.
Ich wett er ist schon oben,
Um mich zu loben
Für diesen Freundschaftsdienst
Ohne Gewinst.
Denn wie er unvermutet
Sich hat verblutet,
Dacht er nicht an den Mann,
Der so schön reimen kann.

 

Wolfgang Amadeus Mozart

 


In Amerika hatte der Apotheker Eugene Schieffelin den ehrgeizigen Plan, alle Vogelarten aus Shakespeares Werken auf dem neuen Kontinent anzusiedeln und heimisch zu machen. Er setzte 1890 und 1891 je 50 Starenpaare im New Yorker Central Park aus. Aus 16 überlebenden Paaren entstanden die heute 200 Millionen, die jährlich bis zu 1,6 Milliarden Dollar Schaden verursachen. Stare sind dort auf Platz 91 der Liste der problematischen, invasiven Arten.


Ein wenig negativ behaftet sind "Starenkästen", zu Deutsch: „Blitzer“ bei der stationären Verkehrsüberwachung. Doch nicht an allem Schlechten sind Stare schuld - bei der Augenkrankheit „Star“ ist nämlich nicht der Vogel gemeint, sondern das kommt von „starr blicken“.


In der Abenddämmerung zeigen Stare fantastische Flugspiele, bevor sie sich dann auf Bäumen oder im Schilf schlafen gehen. Dabei geben sie ihr unglaublich reichhaltiges Lautrepertoire zum Besten. Der Gesang wird von heftig schlagenden Flügeln (scheinbar im Takt!) und gesträubtem Kehlgefieder begleitet. Stare lieben Imitationen: Sowohl Laute anderer Vögel (er „spottet“ über die Gesänge von Kiebitz, Brachvogel, Spatz, Elster) als auch Hundegebell und das Quaken von Fröschen werden originalgetreu nachgeahmt. Doch damit nicht genug, die moderne Technik hat bei den Staren Einzug gehalten: Selbst Rasenmäher oder Klingeltöne von Handys können aus der Starenkehle vernommen werden! Auf Baltrum singen sie momentan relativ naturgetreu:


https://youtu.be/q3ydIjZUMro


Halten Sie also Augen und Ohren offen, wenn Sie auf Baltrum unterwegs sind, und genießen sie diesen musikalischen Ohrenschmaus, ohne sich veräppeln zu lassen...


Ein wunderbar melodisches Wochenende wünscht das Nationalpark-Haus Team

Karen kammer


 

 

 


Autor: Sabine Hinrichs
Fotos: Karen Kammer
Quelle: Karen Kammer, Nationalpark-Haus Baltrum


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