
17.10.2025 - Dernière: Auf hoher See
15.10.2025 - Toller Saisonabschluss
15.10.2025 - Veranstaltungstipps
15.10.2025 - Post hat Donnerstag zu
14.10.2025 - ZVT II.
12.10.2025 - Zugvogeltage 2025
11.10.2025 - KSV-Lichterfest
11.10.2025 - Bootsführerschein?!
11.10.2025 - Offene Scheibe
11.10.2025 - Zugvogeltage!
11.10.2025 - Novem-BAR-JAZZ mit Stolen Moments
10.10.2025 - Offene Antwort
10.10.2025 - Endspurt
10.10.2025 - Last Shanty
08.10.2025 - Leev Insulaners, leev Mitarbeiderkes
08.10.2025 - Mittwoch ist Theater!
08.10.2025 - Lecker Salzwiese
07.10.2025 - Offener Brief
06.10.2025 - TenneT Baustellen-Update
06.10.2025 - Sturm-Impressionen
04.10.2025 - Sonntag kein Verhungernix
04.10.2025 - Sonnabend: Shanty-Konzert!
03.10.2025 - Wippen sollen weg
03.10.2025 - 17. Zugvogeltage
02.10.2025 - Derniere
10.11.2023
Buchtipp: "Unser Hotel ist judenfrei"
Neulich fiel mir wieder ein Buch in die Hände, das schon etwas länger hier liegt, aber an Aktualität und Gültigkeit nichts verloren hat. Eigentlich sollte es gestern, zum 9. November an dieser Stelle vorgestellt werden... aber, nu.
„Unser Hotel ist judenfrei“: Bäder-Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert
von Frank Bajohr ist 2003 als Fischer-Taschenbuch erschienen.
Mit dem Aufschwung des Tourismus im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts deklarierten sich Seebäder, Kurorte und Sommerfrischen zunehmend als "judenfrei", um antisemitisch gesinnte Feriengäste anzuziehen. Der Autor analysiert diese dunkle Seite des Ferienidylls im Wandel der Jahrzehnte – in Deutschland, Europa und den USA.
Abgesehen davon, dass diese fundierte geschichtswissenschaftliche Betrachtung spannend zu lesen ist, berührt es uns auf Baltrum besonders, da wir soeben mit der Paul-Klee-Ausstellung „Sommerfrische auf Baltrum 1923“ im Museum Altes Zollhaus (nur) die schönen Seiten des beginnenden Tourismus auf Baltrum aufgearbeitet haben – wohl wissend, dass dunkle Zeiten lauerten und große Schatten latent waren. Auch auf der kleinsten Ostfriesischen Insel "zierten" früh schon Hakenkreuze die Titelbilder der Prospekte.
Bajohr war seinerzeit auf die so genannte und nicht nur für ihn verstörende Borkum-Hymne gestoßen: „Borkum, der Nordsee schönste Zier / bleib du von Juden rein / lass Rosenthal und Levysohn / in Norderney allein.“ – Unfassbar, wurde das Lied doch im Kurort öffentlich gesungen und von der Kurkappelle gespielt. Es handelte sich um eine zwar bizarre, aber nicht einzigartige Erscheinung, für die sich unter den deutschen Juden schon vor dem Ersten Weltkrieg das Schlagwort "Bäder-Antisemitismus" eingebürgert hatte, schreibt er.
Dieses war für den Autoren und Wissenschaftler Anlass, der Geschichte und Entwicklung des Bäder-Antisemitismus nachzugegen, der nicht nur in den Seebädern auftauchte. Das neue Phänomen breitete sich im ganzen Deutschen Kaiserreich aus – an Nord- und Ostsee allerdings "epidemisch". Mit Ausnahme von Norderney galten alle Ostfriesischen Inseln als antisemitisch.
Die antisemitische Profilbildung eines Badeortes hing nicht allein von entsprechend gesinnten Gästen ab, wie das Beispiel Baltrum zeigt. "Eine Schlüsselrolle in diesem Prozess kam nicht zuletzt dem Verhalten der lokalen Badeverwaltungen und "Badekommissaren" zu, je nachdem, oben sie antijüdische Erscheinungen bekämpften, tolerierten oder sich gar an die Spitze derartiger Bestrebungen stellten. Wie nachgiebig sich manche Badekommissare gegenüber dem Drängen von Antisemiten verhielten, demonstrierte 1913 Badekommissar Evers, der auf Baltrum amtierte, der kleinsten ostfriesischen Insel. Nachdem im Jahre 1912 eine Reihe jüdischer Gäste nach antisemitischen Zwischenfällen abgereist war, zog Evers aus den Vorfällen eine bezeichnende Konsequenz: Zwar versicherte er auf Anfrage, dass ihm die Vorfälle „sehr leid“ täten und die antisemtische Hetze nicht von den Inselbewohnern, sondern von den Gästen ausgegangen sei, fügte jedoch resümierend hinzu: „Um solchen oder ähnlichen Fällen in Zukunft vorzubeugen, werden wir uns durch das Geschehene leider genötigt fühlen, in unserm Prospekt darauf hinzuweisen, dass jüdische Gäste in Zukunft nicht willkommen sind.“ Diese bestechende Logik strafte die Opfer antijüdischer Übergriffe gleich doppelt ab und kam einer verkappten Einladung an Antisemiten gleich, mit entsprechenden Aktionen in den Bädern in ihrem Sinne Fakten zu schaffen." (S. 17)
Insgesamt definierten sich an der deutschen Nordseeküste bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Mehrheit der Bäder offiziell antisemitisch.
Bajohr geht u.a. auch der Frage nach, wie die sozialkulturelle Zusammensetzung der Gäste sich auf Feindlichkeiten aller Art auswirkt haben mag und warum, und so ist das Buch auch eine Fundgrube für die historische Betrachtung der Geschichte des Fremdenverkehrs im Allgemeinen und umspannt ein wahrlich großes Feld. Wie z. B. der Flaggenstreit in der Weimarer Republik nach 1919 ausgefochten wurde, ist ein spannendes Stück Geschichte, wie Bajohr es am Beispiel Helgoland zeigt.
Die Geschichte des Antisemitismus in Deutschland ist mit der Frage der Kontinuität und Diskontinuität verbunden, vor allem steht sie unter dem Eindruck der Judenverfolgung nach 1933 und der Ermordung von sechs Millionen europäischer Juden im Zeiten Weltkrieg. Nach 1918/19 hatte die Zahl antisemitischer Hotels als auch die gewalttätigen Übergriffe auf jüdische Gäste zugenommen. So seien „judenreine“ Badeorte nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr nur Refugien für Antisemiten, „sie avancierten in der antisemitischen Agitation zu Modellen für ein ‘judenreines‘ Deutschland insgesamt.“ Es hatte sich zuvor eine Grundhaltung gegenüber der jüdischen Minderheit gebildet, eine Apartheid unter dem Einfluss des Bäder-Antisemitismus, ohne die die nationalsozialistische Ausgrenzungspolitik nicht so erfolgreich verlaufen wäre, so Bajohrs Fazit.
Kurorte und Badeorte sind ein Spiegelbild der Gesellschaft en Miniature – und die Beteiligten, Gastgebende wie Gäste, tragen große Verantwortung, die Antennen für bizarre Strömungen und Störungen auf Empfang zu stellen und mögliches Übel rechtzeitig zu benennen und möglichst zu verhindern.
Das Buch hat über 200 Seiten inkl. ausführlichem Quellennachweis und Anhang und ist im Handel erhältlich, kostet um die 20 Euro, gebraucht ca. 10 Euro.
Link unten: Vortrag von Frank Bajohr 2006, eine Kurzfassung sozusagen.
Link -> Frank Bajohr, Vortrag 2006, PDF
Autor: Sabine Hinrichs
Fotos: Buchtitel
Baltrum-Online.de ist ein werbefreies und unabhängiges Angebot. Wir berichten ehrenamtlich und frei über die Insel Baltrum und stehen in keinerlei Verbindung zur Gemeinde Baltrum.
Weitere News

17.10.2025
Dernière: Auf hoher See
Überraschung!...

15.10.2025
Toller Saisonabschluss
Für den ShantyChor Baltrum war es am Dienstag ein toller Saisonabschluss mit einem schönen Konzert, ...

15.10.2025
Veranstaltungstipps
Lesung, Konzert, Theater......

15.10.2025
Post hat Donnerstag zu
Filiale im Störtebeker am 16.10.25, personalbedingt geschlossen...

14.10.2025
ZVT II.
Erlebnisbericht von Karen Kammer...

12.10.2025
Zugvogeltage 2025
Inkl. Videoclip! Bis zu Ende gucken! Die Sturmmöwe ist Themenvogel ...

11.10.2025
KSV-Lichterfest
60 Jahre Kultur- und Sportverein Baltrum e.V....

11.10.2025
Bootsführerschein?!
Auf Baltrum Ende November/Anfang Dezember...

11.10.2025
Offene Scheibe
Bei einem schwarzen Skoda Kombi mit zwei Kindersitzen auf dem Inselparker-Parkplatz hinterm Deich wu...

11.10.2025
Zugvogeltage!
Vom 11. bis 18. Oktober 2025 dreht sich im Nationalpark alles um den Vogelzug...

11.10.2025
Novem-BAR-JAZZ mit Stolen Moments
Live-Musik am 29.11.2025 um 20 Uhr im SEALORDS Saxophon, Klavier, Bass und E-Gitarre...

10.10.2025
Offene Antwort
Gegendarstellung der Baltrum-Linie zur DEHOGA-Beschwerde...

10.10.2025
Endspurt
Kulturelle Highlights auf Baltrum im Herbst...

10.10.2025
Last Shanty
Letztes Shanty-Konzert der Saison am Dienstag, dem 14. Oktober um 20.30 Uhr im Haus des Gastes...

8.10.2025
Leev Insulaners, leev Mitarbeiderkes
Kochani mieszkańcy Baltrum...

8.10.2025
Mittwoch ist Theater!
HEUTE spielt die Inselbühne Tante Wandas Auferstehung. 20.30 Uhr in der Turnhalle....

8.10.2025
Lecker Salzwiese
Garten-AG und Hauswirtschaftskurs erkunden Salzwiese nach Essbarem...

7.10.2025
Offener Brief
Beschwerde des DEHOGA zur Sturmflutsituation am Wochenende an die Reederei und den Hafenzweckverband...

6.10.2025
TenneT Baustellen-Update
Siebte Bohrung abgeschlossen, Demobilisierungsarbeiten bis Mitte Oktober...

6.10.2025
Sturm-Impressionen
Das Orkantief sorgte für Regen, Sturm und hohe Wasserstände. Hier einige Impressionen von Sonntag....

4.10.2025
Sonntag kein Verhungernix
Wegen des angekündigten Sturmes bleibt das Verhungernix am Sonntag, dem 5. Oktober 2025, geschlossen...

4.10.2025
Sonnabend: Shanty-Konzert!
HEUTE, 4. Oktober 2025 um 20.30 Uhr im Haus des Gastes...

3.10.2025
Wippen sollen weg
Die Wippen mögen bitte aus dem Hafenbereich entfernt werden. Am Wochenende ist mit deutlich erhö...

3.10.2025
17. Zugvogeltage
11. bis 19. Oktober 2025: Sturmmöwen und Finnland...

2.10.2025
Derniere
Erfolgreiches Theaterstück: Letzte Aufführung von Frau Müller muss weg am 1.10.2025...