Suche:
News

10.02.2025

Februarflut 1825


Bislang war es ruhig, diesen Winter an der Nordseeküste. Es gab nur leichte Sturmfluten, teilte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit, was nichts Besonderes wäre. Die Grenze zur leichten Sturmflut liegt bei 89 bis 93 Zentimetern Wasserstandserhöhung über dem mittleren Hochwasser.

Vor 200 Jahren suchte eine große Sturmflut die norddeutsche Bucht heim. Die Februarflut von 1825, in Deutschland auch Große Halligflut genannt, war eine Flutkatastrophe vom 3. bis 5. Februar 1825 an der gesamten deutschen, dänischen und niederländischen Nordseeküste sowie im unteren Weser- und Elbegebiet und deren Nebenflüssen, bei der etwa 800 Menschen ertranken und sehr schwere Schäden entstanden, heißt es bei Wikipedia. An nahezu allen Orten wurden die bis dahin beobachteten Rekordwasserstände deutlich überstiegen; sie dürfte eine der schwersten Fluten der letzten Jahrhunderte gewesen sein – für Baltrum war es quasi eine Stunde Null.

 

Baltrum

In den dreihundert Jahren vor der dauerhaften Befestigung des Westkopfes hatte Baltrum im Westen mehr als vier Kilometer „Land“ verloren. Das alte Westdorf von

Baltrum, in dem die Menschen des 18. Jahrhunderts lebten, lag ungefähr 1.300 Meter westlich, also etwa auf der Höhe des nordöstlichen Endes der Insel Norderney.

Das heutige Westdorf war reine Dünenlandschaft. Sturmfluten und Wanderdünen bedrohten das Dasein. Immer wieder brachen große Stücke der Dünen weg, im

Westen rückte das Meer beständig an das alte Dorf heran.

In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts versank die alte Kirche im Wasser. Um 1800 begannen die Insulaner, neue Häuser in der Mitte der Insel zu bauen. Diese Siedlung lag etwas südlich des heutigen Westdorfes. Während das alte Westdorf noch von einer kleinen Dünenkette gegen das Wattenmeer geschützt lag, war die neue Siedlung

den anstürmenden Wogen bei Sturmfluten offen ausgesetzt.

Vierzehn Häuser hatte man dort bis 1825 gebaut, im alten Westdorf waren es zu diesem Zeitpunkt nur noch acht. Eine dritte Siedlung wurde ab 1820 mit vier Häusern

unterhalb des heutigen Ostdorfes angelegt. 1825 gab es also drei Weiler auf Baltrum – wie heute auch wieder (Westdorf, Mitteldorf und Ostdorf – oder vielmehr

richtiger: Westdorf mit Mitteldorf, Ostdorf und Altes Ostdorf). 1825 kam man auf insgesamt 101 Menschen in 25 Häusern.

Der tiefste Einschnitt für die Inselentwicklung erfolgte durch die große, die „schreckliche“ Sturmflut im Februar 1825. In der Nacht vom 3. auf den 4. Februar 1825

erreichte das Wasser die westlichsten Wohnhäuser. Gleichzeitig drang es von Süden her in das Dorf ein und zerstörte es bis auf zwei Häuser vollständig. Auch im

Osten blieb nur eines der vier neuen Häuser stehen. 31 Menschen krochen im Hause des Albert Janssen Borcherts unter, das stehen geblieben war, bei dessen Sohn

im Ostdorf hausten alle Siedler vom Ostende. Bis zum 20. März hatten sich einige der Insulaner Nothütten am Rande der Dünen nördlich des zerschlagenen alten Dorfes

geschaffen, in denen sie vorläufig mit den Angehörigen unterkamen.

Der amtliche Inspektor, der im März 1825 die Schäden auf der Insel besichtigte, vermerkte, dass das alte Westdorf aufgegeben werden musste. Die Insulaner bauten

in den kommenden Monaten neue Häuser im heutigen Westdorf der Insel. „Alle Neubauplätze sind mit Vorsicht gewählet und ist nur an solchen Plätzen gebaut

worden, wo selbst by hohen Fluthen für die Bewohner so leicht nichts zu befürchten seyn wird“, berichtet der Inspektor drei Monate später.

Erst die Sicherung der Insel durch den Buhnenbau ab 1872 beendete die Landverluste im Westen. Seitdem ist die Lage hier stabil, doch sicher vor Hochwasser ist man

auf der Insel bei Sturmfluten nie.

1825 kann man als die Stunde Null für Baltrum annehmen. Sämtliche Pflanzen, viele Dünen, die meisten Häuser und auch die Bewohnerinnen und Bewohner mussten wieder Fuß fassen. Man kann nur ahnen, wie mühsam diese Zeit war, zumal Krankheiten und Seuchen einige Familien schwer dezimierten. Frachtschiffahrt,

die Befestigung der Insel und der aufkommende Tourismus mit einer regelmäßigen Fährverbindung schufen die Voraussetzungen, die für den heutigen Erfolg der

Insel nötig waren. 200 Jahre haben diese Bemühungen angedauert, und heute blickt man einerseits mit einigem Stolz auf die Errungenschaften und lukrativen Einkommensmöglichkeiten, anderseits mit etwas Neid auf die größeren Schwesterinseln, deren strukturellen Gegebenheiten die Luft nach oben stets vor Augen führen.

Die Grenzen des (quantitativen) Wachstums sind hinsichtlich des Tourismus erreicht – ein Glück, muss man sagen, denn jetzt besinnt man sich auf das, was Baltrum kann und was es ausmacht: große Natürlichkeit, einfaches Leben, erstaunliche Freiheit.

 

(Heimatverein Baltrum, Ausstellung Sturmfluten, Flurnamen und Ausstellung Paul Klee.  Inselglocke Baltrum, Gerhard Canzler, Heimo Comien, Heidi Gansohr-Meinel et al.)

 

 

 

 


 

 

 


Autor: Sabine Hinrichs
Foto: HV Baltrum
Quelle: div.


Baltrum-Online.de ist ein werbefreies und unabhängiges Angebot. Wir berichten ehrenamtlich und frei über die Insel Baltrum und stehen in keinerlei Verbindung zur Gemeinde Baltrum.

Weitere News

14.3.2025

Kastration von Hauskatzen

Das Land Niedersachsen stellt auch im Jahr 2025 Gelder für die kostenfreie Katzenkastrationsaktion f...

13.3.2025

JHV Gode Tied am 15. März

um 15 Uhr im Hotel Lottmann                                                  ...

11.3.2025

ZVT: Sturmmöwe im Focus

17. Zugvogeltage vom 11. bis 19.10.2025 | Partnerland Finnland...

10.3.2025

Müllsammelaktion des BUNDs

Bundesarbeitskreis Meer und Küste des BUND sammelt Müll am Strand von Baltrum...

6.3.2025

68. Baltrumer Gäste-Tennisturnier 2025

KSV ist künftig Ausrichter – Anmeldung ab sofort...

5.3.2025

Insel-Kläranlage wird modernisiert

Sanierung der OOWV-Kläranlage Baltrum kurz vor Abschluss...

4.3.2025

Seetrassen: Kohärenzmaßnahme

Wiederherstellung des Zauns am Ostende......

4.3.2025

Saisonstart

Aschermittwoch ist nicht alles vorbei...

4.3.2025

Inselkarken unner sück

Treffen der Inselkirchen auf Wooge...

3.3.2025

Der Natur auf der Spur

Techtelmechtel auf dem Heller...

1.3.2025

Auch für Festländer: Strandkorbversteigerung

Am 18. März findet auf Baltrum die 1. Baltrumer Strandkorbversteigerung statt....

26.2.2025

Start der Insel-Auszeit auf Baltrum

Die Insel-Auszeit startet heute und bringt nicht nur entspannte Tage voller Veranstaltungen, sondern...

26.2.2025

Baltrums Feuerwehr

im Feuerwehr-Magazin, März-Ausgabe 2025...

25.2.2025

Achtung Messenger-Betrug

Polizei warnt vor SMS-/WhatsApp-Masche...

24.2.2025

Boots-Pass für ostfriesische Kanäle

Mit dem Sportboot durch die Kanalwelt...

24.2.2025

B.-L.: Weltfrauentag 8. März

Reine Fährfahrt nach Baltrum und zurück...

24.2.2025

Insel-Auszeit: Extra-Öffnungszeiten

Sturmeck: Ein bisschen Karneval für Karnevalsflüchtlinge + Insulaners!...

24.2.2025

Bingo-Nachmittag am 26. Februar

Einladung zum Bingo-Nachmittag Mittwoch, den 26.02.2025 im Café Tant Dora...

24.2.2025

Baltrum hat gewählt

Wahlbeteiligung 88,57 %, 334 gültige Stimmen, CDU stärkste Kraft...

22.2.2025

JHV: BBC am 14. März 2025

Freitag, 14.3.2025 um 20 Uhr im Hotel Lottmann – BBC-Mitgliedsanträge...

19.2.2025

Der Schornsteinfeger kommt

vom 24. Februar bis 6. März auf die Insel...

19.2.2025

Schnupper-Boßeln zur Insel-Auszeit

Ostfrieslands Wintersport Nr.1 zum Kennenlernen mit dem Herren-Team vom KSV-Baltrum....

18.2.2025

Schöner Schnee, ade!

Snowtime passé – von Peter Puls...

14.2.2025

Nachruf: Margret Wulfmeyer †

Von Sebastian D. Lübben, Sonnenhütte...

13.2.2025

Schnee auf Baltrum

Am Mittwochmorgen wachte Baltrum eingehüllt in eine dünne Schneedecke auf, die sich den ganzen Tag...


Alle Artikel des Jahres

Inselrundgang

Archiv


Volltextsuche:

Alle News der letzten 25 Jahre im Archiv:

2025
2024
2023
2022
2021
2020
2019
2018
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001



7876 Artikel online verfügbar