01.03.2024

Reif für die Insel

Reif für die Insel

 

Reif für die Insel, gesagt, getan,

auf nach Baltrum mit der Bahn,

bei den Ostfriesen in der Nordsee gelegen, 

a  kloane Insel mit kurzen Wegen.

Autofrei, nur a paar Radler fahrn rum, 

6,5  Quadratkilometer rundumadum.

Ois, was des Schiff bringt, werd geladen

auf von Friesenrössern gezogene Wagen,

ob Zement, Biertragl, Möbel oder Bretter,

jedn Dog, ob bei Sturm, Sonna oder Schietwetter!

 

Von Haus zu Haus deans täglich trabn

und hoin Abfall, was d'Leit ois so habn,

ob Plastik, Bauschutt, Sperrmüll, Papier, 

des Schiff fahrts aufs Festland, weg von hier,

do hi, wo a Windradl nebam andern steht,

weil do herobn oiwei a Brise weht.

 

Reif für die Insel, bist dort, merkst du's erst,

wennst vom Wind gscheit durchblosn werst!

Die Lippen ganz salzig, Sand im G'sicht,

die Sonne grad durch die Wolken bricht, 

sich spiegelt im Meer, golden gmoid wia mi'm Pinsel,

ja, wir warn echt reif für die Insel!

 

Hinter den Dünen leuchtet es grün,

weil Moos und Geflecht den Sand überziehn,

von lind- bis giftgrün, verschiedenes Grau,

de Wolkn hat's verwaaht, da Himmi is blau.

 

Reif für die Insel, des konn ma so sogn,

wenn oan de Füaß durch den Nationalpark trogn,

windgepeitschte Büsche, niedere Birken,

Wattenmeer -Reif für die Insel, i brauch jetz  nix mehr!

 

A kloana Woid taucht auf, de Kiefern darupft,

vor sein Bau a Kaninchen rumhupft,

Sanddornbüsche, übersät mit Knospn,

a Dünendurchgang zum Meer, da Wind blost von Ostn!

Inzwischen is Ebbe, kloane Inseln san entstandn,

de Möven und Austernfischer nutzn's zum Landn,

wartn auf Muscheln, die de Strömung mitbringt,

bevor bei Flut de Sandbank wieda in Meer versinkt.

 

Auf den Wellenbrechern sitzn Gänse und Eiderenten,

weil's a Krabbe dawischn könntn,

und oamoi hama an Seehund gsehgn, 

der is zum Ausruhn im Sand rum glegn.

Da Horizont is jetz in rosa und lila getaucht,

Reif für die Insel, wir hams gebraucht!

 

Da Wind hat derweil aufgefrischt,

die Wellen rauschn, de Luft is voi  Gischt,

des geh' gegan Wind strengt oan scho o,

Fit für die Insel ! werdn i und mei Mo!

 

Unser Wohndomizil kimmt langsam näher,

mia gfrein uns  scho auf an Pharisäer,

des is a Kaffee mit Rum und Schlograhm obn drauf,

der baut oan nach der Strandwanderung wieder auf!

 

Brilln putzn, Sand wegwaschn aus'm G'sicht,

da Himmi is suibern, da Omd obricht,

des Licht blinkt vom Leuchtturm von Norderney,

am Horizont fahrn Krabbenkutter vorbei,

über uns a Sternahimmi, so rein und so klar,

"Sein" auf der Insel, oafach wunderbar!

 

Oans woit i no sogn: wurscht woiche Uhrzeit, do griaßt ma mit "Moin"!!

Pfüat die, Insel Baltrum, uns hat's im Winter  gfoin!

 

Christa Schliederer

Februar 2024

 

 

(Hans und Christa Schliederer aus Garmisch Partenkirchen waren im Winter sechs Wochen auf der schönen Insel Baltrum und hoffen, dass das Gedicht im Dialakt verstanden wird!)

 

 

 

 

Autor: Sabine Hinrichs
Foto: Sabine Hinrichs
Quelle: Christa Schliederer