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04.01.2020

Neujahrsempfang


Zu seinem nunmehr siebten Neujahrsempfang begrüßte Bürgermeister und Kurdirektor Berthold Tuitjer am ersten Freitag des neuen Jahres viele Gäste und Einheimische im Kinderspielhaus auf Baltrum. Der Beginn eines neuen Jahres sei eine gute Gelegenheit, Bilanz zu ziehen.

 

Der positive Trend im Haushalt der Gemeinde Baltrum sowie im Eigenbetrieb Kurverwaltung setzte sich auch in 2019 fort. Er mache vergessen, in welch desolatem Zustand sich die wirtschaftliche Lage sowie die Gesamtsituation der Gemeinde- und Kurverwaltung 2013 befunden hatte. Mit gemeinsamen Anstrengungen könne viel erreicht werden, was mitunter allerdings das Verlassen der "Komfortzone" bedeute. Dank der Entschuldungshilfe durch eine Bedarfszuweisung in Höhe von rund 3 Millionen Euro des Landes Niedersachsen sowie des Landkreises Aurich Ende 2017 sei der gemeindliche Haushalt für einige Jahre ausgeglichen. Große Vorhaben erlaube das Budget allerdings nicht. Zudem müsse man im Auge behalten, dass nach 2023 die strukturellen Probleme wieder durchschlagen würden. Baltrum sei verwaltungstechnisch einfach zu klein. Zu wenige Einwohner tragen die finanzielle Last einer im Verhältnis zu großen Verwaltung. Wenige Mitarbeiter müssten alle kommunalen Themenfelder abdecken. Eine Zusammenfassung von Inselverwaltungen, die Tuitjer bereits mehrfach angeregt hatte, würde kostensparende Synergieeffekte bringen. Die OFI GmbH als gemeinsame Marketingorganisation der sieben Ostfriesischen Inseln zeige eindrucksvoll, wie effektiv und schlagkräftig man als Dachmarke zusammen agieren könne, ohne das Einzelmarketing dabei aufzugeben. Für die im Bereich der Finanzverwaltung 2014 begonnene und bis heute andauernde interkommunale Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ihlow zeigte sich Tuitjer sehr dankbar. Durch die externe Unterstützung hätte die Kommune die seit 2012 überfällige Umstellung auf die Doppik nachholen, die Eröffnungsbilanz erstellen und letztlich längst überfällige Jahresabschlüsse aufarbeiten können.

 

Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kindergarten, SindBad und für den Sportbereich bildeten eine hoffnungsvolle Mannschaft, lobte Tuitjer. Mit viel Motivation bei begrenztem Budget würde nun das Beste besonders aus dem Freizeitbad herausgeholt. Die neuen Kollegen hätten bereits mit wenig Aufwand den Saunabereich aufgewertet, was aber nicht darüber hinwegtäuschen könne, dass eine Kernsanierung nicht länger aufzuschieben sei. Tuitjer erinnerte an die vor Jahren geführte Grundsatzdiskussion, ob eine ganz andere Nutzung des SindBades als Ferienwohnungen oder Wellnesshotel nicht eine bessere Strategie gewesen wäre. Man habe sich aber entschlossen, den offenkundigen Unterhaltungsstau anzugehen und somit das SindBad in seiner Grundkonzeption weiterzuführen. Der Einbau einer neuen Lüftung im Restaurantbereich und der Sauna, die Erneuerung der Attika und die Erstellung eines barrierefreien Zugangs untermauerten diese grundlegende Strategie. „Wir brauchen das Sindbad für unsere Gäste, aber müssen uns bewusst sein, dass das jährliche Defizit von knapp einer halben Million Euro sich aus strukturellen Gründen niemals beseitigen lassen wird.“

 

Tuitjer bedauerte, dass das mit 160.000 Euro ausgestattete LEADER Förderprojekt des „gemeinsamen Ticketings“ mit der Reederei gescheitert sei. Der Zugewinn hätte in der bequemen vorherigen Online-Buchbarkeit sowie der Zusammenfassung der Kontrolle von Fährkarte und Gästebeitrag bestanden, wodurch die Vermieter mit der Abwicklung nichts mehr zu tun gehabt hätten und größtmögliche Transparenz eingetreten wäre. Er sei sich sicher, dass in mittelfristiger Zukunft auch die Destination Baltrum nicht um eine digitale Buchbarkeit herum kommen werde. Die Zeit für das Erkennen dieser Strategie sei auf Baltrum allerdings noch nicht reif. Seine Vision einer bargeldlosen Insel als Antwort auf schwindende Möglichkeiten zur Ablieferung von Bargeld durch die Schließung der Sparkassenfiliale sei ebenso kritisiert worden, erinnerte er.


Ein digitales Ratsinformationssystem, mit dem die Prozesse gestrafft, die Recherchen erleichtert und eine Kontrolle der Beschlüsse bequem für alle ermöglicht würde, hat Tuitjer bislang ebenfalls nicht durchsetzen können. Seine Bemühungen, mittels digitaler Strategien eine höhere Transparenz für Bürger, Rat und Verwaltung und damit effektivere Prozessabläufe zu gestalten, träfen leider nicht auf die von ihm erhoffte Begeisterung des obersten Beschlussorgans. Interkommunale Vergleichssysteme mit ausschließlich digitalem Haushaltsplan, Kosten- und Leistungsrechnung für den Bauhof, elektronische Zutrittssysteme sind Projekte, die man per Ratsbeschluss leicht ablehnen könne, um die man aber mittelfristig betrachtet nicht herum kommen werde: Auch für Baltrum gelte das Onlinezugangsgesetz, das die Kommunen verpflichtet, ab 2022 Verwaltungsleistungen im digitalen Dialog anzubieten. Für das kleine Baltrum, wo jeder Einwohner maximal zwei Kilometer vom Rathaus entfernt wohnt, mag digitale Kommunikation absurd anmuten. Wehklagen, was alles erfüllt werden müsse und die kleine Kommune überfordern würde, könne man leicht – die Probleme im Kern angehen, leider nicht. Die wirklichen und eigentlichen Schlussfolgerungen der Ineffektivtät der zu kleinen Verwaltung würde niemand wirklich sehen wollen.
Er selbst werde in seinen Visionen, Strategien und Zielen sowie den darin mündenden Beschlussvorschlägen nicht innehalten und weiterhin das vertreten, wovon er in sachlicher und rechtlicher Hinsicht überzeugt sei.


Die Feuerwehr hat 2019 ein geländetaugliches Einsatzfahrzeug erhalten, nachdem der alte Jeep nicht mehr zu reparieren war. Es sei kein Geheimnis, dass auch das in die Jahre gekommene Feuerwehrhaus nicht mehr den heutigen unfallrechtlichen Vorgaben der Feuerwehrunfallkasse entspreche und Handlungsbedarf bestehe. Wie das ohne finanziellen Möglichkeit der Kommune zu machen ist, sei eine große Herausforderung, zu der es keine Alternative gebe. Die Fördertöpfe von EU, Bund, Land und Landkreis gelte es anzufragen, wobei immer wieder der Sonderstatus und der damit gegebene Sonderbedarf anzumahnen sei. Ein 6,5 Quadratkilometer großer „Sandhaufen“ sei nun einmal nicht wie ein kleines Dorf auf dem Festland zu verwalten.
Im Rathaus wurden – was für die Entstehungszeit des Gebäudes nicht überrasche – Schadstoffe in den entnommenen Proben festgestellt, unter anderem Asbest. Man solle aus der Not eine Tugend machen: Bei einer Sanierung oder einem Neubau sollten Strategien der Zukunft aufgenommen werden.
Das Schlagwort „papierloses Rathaus“ sei bei mit Einführung eines Dokumentmanagementsystems kein Hexenwerk mehr. Nach anfänglicher Skespis in Teilen der Mitarbeiterschaft sei schnell klar geworden, dass durch die Digitalisierung nicht nur Unterlagen besser strukturiert und wiedergefunden, sondern auch vorlaufend die Prozesse auf Sinnhaftigkeit analysiert und verbessert würden. Durch papierloses Arbeiten entfielen die Anschaffung von Aktenschränken und der kostenintensive Raumbedarf sowie das Abheften und anschließende Suchen der Unterlagen.


Die Wohnungen, die die Gemeinde- und Kurverwaltung an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermietet, konnten in 2019 mit zwei neuen Küchen und zwei neuen Badezimmern auf aktuellen Stand gebracht werden. Dennoch lauere weiterer Sanierungsbedarf. Seit Tuitjers Amtsbeginn würden die geschlossenen Mietverträge an die jeweiligen Arbeitsverträge gekoppelt. Dennoch wohnten aus vorherigem Handeln ehemalige Bedienstete, Pächter, Mitarbeiter sozialer Einrichtungen und betriebsfremde Personen in diesen Wohnungen, die dringend für eigene Kräfte und auch Lehrer benötigt würden. Die WoGe Baltrum, die in 2019 das mühsame Zulassungsverfahren durchlaufen hat und seit kurzem im Echtbetrieb sei, könne mit zwei in Aussicht stehenden Hausprojekten mit einer zweistelligen Anzahl an weiteren Wohnungen eine gewinnbringende Entlastung herbeiführen. Bislang hätten sich überwiegend Zweitwohnungsbesitzer zu einem Beitritt der Wohngenossenschaft entschlossen. Auch die Gemeinde Baltrum habe sich per Ratsbeschluss mit 10.000 Euro, das entspricht 40 Genossenschaftsanteilen beteiligt. Tuitjer würde sich in Personalunion als Vorstand der WoGe freuen, wenn der Eigenkapitalsockel der Genossenschaft so verstärken würde, dass die Projekte als Kauf oder Pacht realisiert werden könnten.


Die als Bürgermeister zu bearbeitende kommunale Themenbreite hätten ihm, Tuitjer, einen ungeahnt umfänglichen Lernzugewinn gebracht. „Kein Tag ist und war wie der andere“. Nicht als Bürgermeister wahrgenommen und angesprochen zu werden sei auf der Insel nahezu ausgeschlossen – Fluch und Segen, wie so vieles in diesem Berufsstand. Er hätte ein großes Netzwerk in der politischen und gesellschaftlichen Landschaft zum Wohle der Insel aufbauen können, für das er sehr glücklich und dankbar sei. Der größte Teil dieser Kontakte war erfrischend, respektvoll und gegenseitig bereichernd. Den anderen Teil hätte er auch kennengelernt und seine Lehren daraus gezogen. Dass das Thema Seilbahn seit nunmehr drei Jahren sehr eng mit der Insel Baltrum und auch wohl für die Zukunft unauslöschbar verbunden sei, wäre durchaus seine Alleinschuld. Diese ökologische Mobilitätsalternative gerade im Hinblick auf den Klimawandel in die öffentliche Diskussion eingebracht zu haben, bereue er nicht.


Von seiner achtjährigen Amtszeit seien 83 % absolviert. Zu Beginn des achten und damit letzten Dienstjahres am 01. Mai würde er öffentlich erklären, ob er für eine zweite Amtszeit zur Wahl antrete.

 

Tuitjer bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde- und Kurverwaltung. Besonders freute er sich über diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die sich auch über Bürozeiten im Rathaus hinaus mit ihrer Tätigkeit in der Gemeindeverwaltung identifizieren würden.

 

Der Neujahrsempfang wurde musikalisch umrahmt vom Trio „Nipptied“ aus dem Nationalpark-Haus.

 

 

Bürgermeister Berthold Tuitjer (2.v.l.) mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Trio Nipptied (r.) beim Neujahrsempfang am 3.1.2020 im Kinderspielhaus

 


 

 

 


Autor: Sabine Hinrichs
Foto: Sabine Meyer


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