Suche:
News

21.03.2023

Krabbenfischerei in Gefahr


SDN stellt sich vor die familiären Krabbenfischer-Familien

 

Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) befürchtet ein Sterben der nachhaltigen Küstenfischerei vor Deutschlands Nordseeküste.

 

Deutsche Nordseeküste.

„Es mag sich merkwürdig anhören“, befürchtet Bürgermeister Gerd-Christian Wagner (Varel), Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN), „aber ohne eine nachhaltige Küstenfischerei hat unsere Nordsee, bei all ihrer industriellen Nutzung, kaum mehr eine Chance, noch wenigstens ein der Natur nahes Refugium zu bleiben!“

Der aktuelle Aktionsplan der EU-Kommission >>>Schutz und Wiederherstellung der Meeresökosysteme für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei<<<, der die EU-Mitgliedstaaten zum sofortigen Handeln auffordert, würde mit seiner Umsetzung schlicht das Gegenteil bewirken. Denn mit den Küstenfischern verschwände eine fachkundige Gruppe, die direkt und vor Ort negative Veränderungen der Meeresumwelt nicht nur punktuell, wie die Forschung, sondern tagesaktuell sowie großflächig bemerken und wohl auch öffentlich machen würde. „Und diese negativen Veränderungen seien nicht durch die auf Nachhaltigkeit orientierte Krabbenfischerei des Wattenmeeres verursacht, sondern durch sehr viel größere Bedrohungen wie Schadstoffeinträge, Erwärmung, Plastikmüll, Gammelfischerei, Eutrophierung, Sandentnahmen, militärische Nutzung, Offshore-Windparks, Baggergutverklappungen und vieles mehr“, gibt Wagners SDN-Stellvertreter Ulrich Birstein, im Hauptberuf Kapitän und Seelotse, zu bedenken.

 

Als kommunal verorteter Umweltverband sehe sich die SDN von daher in der Pflicht, sich schützend vor die betroffenen Familienbetriebe zu stellen, machen die Vorsitzenden klar. Denn eine bei Umsetzung des Aktionsplanes drohende Aufgabe ihrer Betriebe wäre einzig zugunsten von Großbetrieben, die aufgrund größerer Schiffe und geringerer regionaler Bindung, wesentlich intensiver fischen und bei Ausschöpfung des Fanggebietes schlicht weiterziehen würden. „Die derzeitige Form der Küstenfischerei besteht seit Jahrhunderten in Form kleiner und zunehmend kontrollierter Familienbetriebe bei mehr oder weniger gleichbleibend milder Nutzung des Küstenmeeres“, führt Birstein weiter aus. Trotzdem hätte sich die Störung durch die Fischerei selbst in den heutigen Nationalparken als so gering oder gar zu vernachlässigen und kaum nachweisbar erwiesen, dass sich der ökologische Wert sogar zur Anmeldung als Natura2000-Gebiet gerechtfertigt habe. „Damit wird erneut deutlich, dass die Krabbenfischerei im hochdynamischen Wattenmeer keinen entscheidenden Einfluss auf das Ökosystem und auch keinen räumlichen Überschnitt mit empfindlichen Lebensräumen wie Seegraswiesen, Riffen oder Muschelbänken hat“, ergänzt Wagner.

Außerdem habe sich die Einrichtung der Nationalparke Wattenmeer nicht gegen, sondern gemeinsam mit den Krabbenfischern ergeben. Und die Fischereifamilien würden mit technischen Verbesserungen am Fanggeschirr, Monitoring des Beifangs und eigenen Managementsystemen hart daran arbeiten, ihren eh schon sehr geringen Einfluss auf die Meeresumwelt noch weiter zu minimieren. Und das alles trotz erheblicher Verbesserungen des Zustands der Meeresbiomasse im Nordostatlantik. „Wir vertreten die Auffassung“, so der Stellvertreter weiter, „dass die Krabbenfischerei einfach in Ruhe gelassen werden muss.“ So unterzögen sich viele Betriebe einer MSC-Zertifizierung. Wobei hier immer der Einzelfall betrachtet und bewertet würde. So sei es wissenschaftlich nicht korrekt, dass alle Grundschleppnetze zerstörerisch wären; denn Grundschleppnetz sei nicht gleich Grundschleppnetz, sie unterschieden sich je nach Zielart erheblich. Die Netze der Krabbenfischer würden kaum den Boden berühren und somit nur minimale Spuren im Meeresboden hinterlassen, die schon nach einer Tide nicht mehr auffindbar wären.
Zudem reduzieren sie durch eine innere Netzkonstruktion sogar deutlich den Beifang. Eines der größten Probleme für das Ökosystem im Wattenmeer und für eine nachhaltige Nutzung der Fischbestände stelle hingegen die
Industrie- oder Gammelfischerei dar.

 

„Anstatt die vielen Erfolge, die gemeinsam mit der Fischerei erreicht wurden, weiter auszubauen, beabsichtigt man nun den Fischereibetrieben und damit einher der regionalen Wirtschaft, den Boden unter ihren Füßen wegzuziehen“, befürchtet Ulrich Birstein. Der einheimische Wirtschaftsbetrieb würde hier zerstört und die Importabhängigkeit gesteigert. „Die in Brüssel glauben doch etwa nicht daran, dass die Europäer aufhören würden, Meeresfrüchte zu essen“, überlegt Birstein.
„Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass die Planer und Entscheider offensichtlich überhaupt keine Ahnung von Krabbenfischerei haben und wie diese im traditionellen Familienbetrieb nachhaltig funktioniert.“ Vielmehr gebe es andere Gewinner dieser die Demokratie gefährdenden und scheinbar ideologischen EU-Politik: die Grundschleppnetzfischerei in Drittländern, außerhalb der EU. Und dabei ließen sich wahrscheinlich faire Fischereiabkommen mit diesen Drittstaaten vermissen. Und das, obwohl doch vor allem Menschen in Entwicklungsländern darauf angewiesen seien, ausreichend Fisch für die Eigenversorgung fangen zu können.

So fordere die Schutzgemeinschaft alle norddeutschen Landesregierungen, die Bundesregierung, den Ministerrat und das Europäische Parlament auf, die überzogenen Forderungen der EU-Kommission abzulehnen, die zum AUS der deutschen Küstenfischerei führen würde und zudem nicht nur das Einkommen, sondern auch die Identität der Küste dauerhaft zerstöre.
Erforderlich sei ein qualifizierter Dialog mit den Fischern, um gemeinsam einen Plan für die zukünftige Ausgestaltung der Küstenfischerei, insbesondere im Wattenmeer, zu entwickeln und kein von oben schleichend verordnetes Berufsverbot. Denn sowohl die tierischen Meeresbewohner als auch die Fischereibetriebe verdienten eine langfristig sichere Perspektive. Und von den verbliebenen Küstenfischereibetrieben wünscht sich die SDN, dass diese zukünftig aktiv den positiven Dialog mit der Gesellschaft suchen, um mehr Kenntnis und Differenzierung in der Bewertung ihrer regionalen und nachhaltigen Arbeit zu ermöglichen. „Ansonsten besteht die große Gefahr, dass an der deutschen Nordseeküste nicht nur Friedrichskoog als absolutes Negativbeispiel eines gestorbenen Fischereihafens daher halten muss“, mahnt Birstein. „Hier versuchen im Sommer wegen Sauerstoffmangel sogar die ausgewachsenen Krabben zu fliehen.“


 

 

 


Autor: Sabine Hinrichs
Foto: Sabine Hinrichs
Quelle: SDN

Weitere News

6.12.2023

Inselcup für Inselkinners

80 Kinder bei Inselcup-Premiere: Fußballturnier der Ostfriesischen Inseln in Esens...

6.12.2023

Der Nikolaus war bei der Feuerwehr

Am Dienstagnachmittag war der Nikolaus bei der Feuerwehr. Die Baltrumer Feuerwehrleute haben ihn mit...

6.12.2023

Friseurin auf Baltrum

Am kommenden Donnerstag ist Friseurmeisterin Jennifer Wolf-Martens da – freie Termine!...

5.12.2023

Nächste Ratssitzung am 13. Dezember 2023

Mittwoch, 13.12.2023 um 20 Uhr im Rathaus...

5.12.2023

Viel Schnee – kein Müll

Wenn das Wetter so bleibt, wird diese Woche kein Müll gefahren!...

5.12.2023

OA: Kontrastprogramm

Der Offene Adventskalender: Bei Michaela (nochmal) und beim NTB! Nikolausi för de Baltrumers...

4.12.2023

Wintersonne

Letzte Strahlen am Deich – von Peter Puls...

4.12.2023

Gelungener Adventstürchen-Auftakt

Gelungener Start des lebendigen Adventskalenders bei Michaela...

4.12.2023

Schnee von heute

Wenn die Insulaners ein paar Tage unterwegs waren in der weiten Welt, geht ein erster Gang am nächst...

4.12.2023

Schnee von gestern

Nachlese ShantyChor auf dem Weihnachtsmarkt Essen...

3.12.2023

Nikolaus-Gewinn-Countdown

Jetzt Lose kaufen für die Nikolaus-Tombola!...

1.12.2023

ShantyChor in Essen

Auftritt an Sonnabend um 18 Uhr bei der Freya...

1.12.2023

Weiße Pracht auf Baltrum

Seit gestern hat sich eine weiße Decke über unsere Insel gelegt....

30.11.2023

Container-Kooperation

Reederei Baltrum-Linie und Baltrum-Cargo weiten Zusammenarbeit aus...

29.11.2023

Baltrum, zum 1. Advent

Die ev.-luth. Kirchengemeinde Baltrum lädt ein...

29.11.2023

Ein Hoch auf den Verein

Aktivitäten des Fördervereins der Inselschule Baltrum...

29.11.2023

Zucker!

Gestern Abend und heute Nacht hat es auch auf Baltrum geschneit...

29.11.2023

Sehr frischer Sunset

Was für ein POSTalgischer Blick in ein Bildvon Sonnenuntergang! Von Peter Puls...

28.11.2023

Kleine Freiheit hat zu

Die Kleine Freiheit bleibt aus persönlichen Gründen bis auf Weiteres geschlossen....

28.11.2023

Der Offene Adventskalender 2023

Alle Termine auf einen Blick – Orga: Baltrum-Aktiv...

28.11.2023

Offenes Adventstürchen N° 1

1. Dezember Start im StrandGut – bitte eigenes Becherchen mitbringen!...

28.11.2023

Jahreswechsel IV.: Nipptied!

Dienstag, 2. Januar 2024 um 17 Uhr im Nationalpark-Haus Baltrum...

28.11.2023

Jahreswechsel III.: Inselabend!

Freitag, 29.12.2023 Inselabend um 20 Uhr im Haus des Gastes...

28.11.2023

Jahreswechsel II.: De Fleitjes!

Konzert zwischen den Jahren am 28. Dezember um 20.30 Uhr in der ev. Kirche...

28.11.2023

Jahreswechsel I. : Theater!

Verona macht die Männer wild am 27.12.2023 im Haus des Gastes – nur Abendkasse...


Alle Artikel des Jahres

Inselrundgang

Archiv


Volltextsuche:

Alle News der letzten 23 Jahre im Archiv:

2023
2022
2021
2020
2019
2018
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001



7207 Artikel online verfügbar