Suche:
News

05.09.2019

Insektenschutz, auch im größeren Stil


NLWKN benennt Wege für mehr Insektenvielfalt auf großen Flächen

Das Insektensterben ist schon lange keine bloße Vermutung mehr. Stille Sommer, ungewöhnlich saubere Windschutzscheiben - die Daten und Fakten der Experten bestätigen den Rückgang sowohl der Anzahl als auch der Vielfalt der Insektenarten in Deutschland. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) stellt in seiner neuen Broschüre „Insektenvielfalt in Niedersachsen - und was wir dafür tun können" auch Maßnahmen für die Förderung der Insektenvielfalt vor, die vorrangig auf größeren Flächen möglich und sinnvoll sind.

 

Grünes Heupferd auf Margerite (Foto: Hans-Jürgen Zietz, NLWKN)

 

Heimische Wildpflanzen anstelle von Samentütchen mit vielversprechenden Namen

Bunte Samentütchen in Gartencentern mit Aufschriften wie „Bienenwiese",    „Schmetterlingsoase" oder „Nützlingswiese" versprechen eine bunte Blumenwiese und einen idealen Lebensraum für Insekten. Arten- und strukturreiche Wiesen sind aber Gemeinschaften aus heimischen Wildgräsern und Blütenpflanzen, die viele Jahre lang bestehen. Viele Arten der „Blühmischungen aus der Tüte" überdauern dagegen nur ein, höchstens zwei Jahre; andere Arten breiten sich unkontrolliert aus und verdrängen sogar die einheimischen Pflanzen. Die meisten der vermeintlichen „Wildarten" sind ohnehin nur Kultursorten aus großen Saatzuchtbetrieben mit unbekannter Herkunft. Diese Pflanzen sind kaum an die jeweils regionalen Bedingungen angepasst und können die Ansprüche der im Gebiet vorkommenden Insekten nur selten erfüllen.

Viele Insekten, ob Käfer, Wildbienen, Hummeln oder Schmetterlinge, sind aber auf heimische Wildpflanzen angewiesen. Sie nutzen diese Pflanzenarten als Futterpflanze - je nach Art und Entwicklungsstadium Wurzeln, Stängel, Blätter etc. - und sind dabei zudem noch auf einzelne, ganz spezifische Pflanzenarten spezialisiert.

Während zum Beispiel unter den pollen- und nektarsuchenden Insekten einige als Generalisten die verschiedensten Pollenquellen nutzen können, gibt es auch eine Reihe von Spezialisten, die an Pollen bestimmter Pflanzenfamilien gebunden sind. Dazu gehören beispielsweise die Platterbsen-Mörtelbiene die auf Schmetterlingsblütler spezialisiert ist, die Distel-Mauerbiene auf Korbblütler oder die Glockenblumen-Sägehornbiene auf Glockenblumengewächse.

Diesen Arten ist außerdem wenig geholfen, wenn Glockenblumen oder Margeriten aus fernen Ländern oder Regionen stammen. Denn es ist nicht gleichgültig, woher welche Pflanzenart stammt, da sich viele Insekten an die heimischen Pflanzenarten angepasst und sich teilweise sogar auf ihre spezifischen Blühzeiträume eingestellt haben. Außerdem wachsen viele Pflanzen besser, wenn das Saatgut aus der Region stammt, in der es gesät wird.

Wenn kurzfristig artenreiche Wiesen oder Saumstreifen angelegt werden sollen und keine geeigneten Spenderflächen für eine Mahdgutübertragung verfügbar sind, sollte eine Einsaat daher nur mit selbst gesammelten Samen oder wenigstens mit jeweils an die Standortbedingungen angepasstem zertifiziertem regionalem Saatgut, sogenanntem „Regiosaatgut" erfolgen.

 

Heimische Gehölze und Stauden verwenden
Heimische Sträucher und Bäume sind für Insekten genauso wichtig wie heimische Wildkräuter und Gräser. Viele Insekten haben sich auf das Leben auf wenigen Baumarten spezialisiert. An der Vogelkirsche leben zum Beispiel über 100 holzbesiedelnde Käferarten. Viele der größten Käferarten entwickeln sich am und im Eichenholz. Heimische Gehölze stellen darüber hinaus Pollen und Nektar vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst zur Verfügung. Die Blüte der Weiden, die sogenannten „Weidenkätzchen" beginnt bereits Ende Februar, Anfang März und ist die erste große Nektar- und Pollenquelle für Hummeln und Bienen, etwa für die Weiden-Sandbiene. Die Pflege und Anlage von Hecken, Sträuchern und Einzelgehölzen auf Freiflächen und in Gärten werten diese Bereiche für Insekten auf. Heimische Gehölze sind bei standortgerechter Verwendung auch unempfindlicher als exotische Sträucher, da sie an die hier vorherrschenden Klimabedingungen angepasst sind.

Beispiele für „gartentaugliche" heimische Gehölze sind: Schlehe, Gewöhnlicher Schneeball, Berberitze, Pfaffenhütchen, Sanddorn, Hartriegel, Vogelkirsche, Hasel, Eingriffeliger Weißdorn, Zitterpappel, Stieleiche, Rotbuche, Grauweide, Silber-Weide, Sal-Weide, Bergahorn, Feld-Ahorn, Winter-Linde.

Streuobstwiesen anlegen und erhalten
Neuanlage, Erhalt und Pflege von artenreichen, extensiv genutzten, also wenig bis gar nicht gedüngten und selten gemähten Wiesen oder Weiden mit hochstämmigen Obstbäumen, sogenannte Streuobstwiesen, bieten Insekten unterschiedliche Teillebensräume in enger Verzahnung. Bei der Pflanzung neuer Obstbäume sollten möglichst verschiedene, auch regionale Obstsorten einbezogen werden. Sie haben zudem den Vorteil, dass sie mit ihren unterschiedlichen Blütezeiten besonders lange Nektar und Pollen bieten. Abgestorbene Obstbäume oder Äste sollten als Fortpflanzungsstätte für Bienen oder holzbewohnende Käfer möglichst in der Fläche verbleiben oder an einem sonnigen Ort abgelagert werden

„Mahdgutübertragung" auf großen Grundstücksflächen
Artenreiche Wiesen mit einem vielfältigen Angebot an möglichst heimischen Wildpflanzenarten verbessern das Nahrungsangebot für Insekten und bieten ihnen ganzjährig Nist- und Überwinterungsplätze. Erreicht werden kann das zum Beispiel durch das Ausbringen von Mahdgut aus geeigneten artenreichen Wiesen auf eine geeignete Fläche.

Spender- und Empfängerflächen sollten möglichst eng beieinanderliegen, idealerweise in derselben Gemeinde, und ähnliche Standorteigenschaften haben. Der Zeitpunkt der Mahd der Spenderfläche richtet sich nach der Samenreife der Wiesenpflanzen, die übertragen werden sollen. Eine Mahd in den frühen Morgenstunden ist am ertragreichsten, da die Samen durch den Tau besser anhaften. Als gewünschter Nebeneffekt können hierbei neben den Pflanzenarten auch vorhandene Insekten oder deren Entwicklungsstadien mit in die Flächen eingebracht werden. Diese Variante eignet sich - naturgemäß - besonders für große Grundstücksflächen.

 

Weitere Informationen gibt es in der Broschüre „Insektenvielfalt in Niedersachsen - und was wir dafür tun können" des NLWKN. Interessierte können sie unter https://www.nlwkn.niedersachsen.de/insektenvielfalt/insektenvielfalt-in-niedersachsen--und-was-wir-dafuer-tun-koennen-177015.html herunterladen oder im NLWKN-WebShop bestellen: http://nlwkn-webshop.webshopapp.com/insektenvielfalt.html.



Link -> Download

 

 

 


Autor: Sabine Hinrichs
Foto: Hans-Jürgen Zietz, NLWKN
Quelle: NLWKN


Baltrum-Online.de ist ein werbefreies und unabhängiges Angebot. Wir berichten ehrenamtlich und frei über die Insel Baltrum und stehen in keinerlei Verbindung zur Gemeinde Baltrum.

Weitere News

3.7.2025

Freitag: Sunset Sounds bei Pipos‘

Baltrum Summer Vibes: Sunset Sounds bei Pipos Surf Bude Freitag ab 19.30 Uhr...

3.7.2025

Knusperhuuske: Brote nächsten Mittwoch

Am Donnerstag, 10.7., bleibt das Knusperhuuske zu...

2.7.2025

Rund Baltrum

Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die macht froh!...

2.7.2025

Tourismus

Im Niedersachsen-Tourismus rumort es ...

1.7.2025

Generalversammlung

Konsumgenossenschaft Baltrum tagte am Montag, dem 30. Juni 2025 ...

1.7.2025

Drohnen-Regeln für Baltrum

Auf der kleinsten Ostfriesischen Insel ist hobbymäßiges Fliegen eigentlich unmöglich...

1.7.2025

Veranstaltungen!

Kulturelle Highlights...

1.7.2025

Im Westen was Neues

Sommer-Brunch im Skippers Inn auf Baltrum ...

30.6.2025

Frischemarkt: Ferienbeginn

Insulaners und Angestellte: Bitte Kundenkarte bereit halten! Dann geht es schneller!...

30.6.2025

Konsumgenossenschaft

Ordentliche Generalversammlung im Strandhotel Baltrum ...

29.6.2025

Aquarell-Workshop

mit Inselmaler Markus Neumann...

29.6.2025

Kleine Freiheit bleibt vorerst zu

Auch in der kommende Woche bleibt die Kleine Freiheit aus gesundheitlichen Gründen leider geschlosse...

28.6.2025

Ab sofort wieder Tennis-Unterricht

Trainer Andreas Weiglein von Sunball Tennis ist wieder da...

27.6.2025

Geschafft!

Abschlussjahrgang mit erweitertem Realschulabschluss...

27.6.2025

Post hat zu

Die Postfiliale im Störtebeker muss kurzfristig personalbedingt geschlossen bleiben....

26.6.2025

Kleine Freiheit hat zu

Aus gesundheitlichen Gründen bleibt die Kleine Freiheit geschlossen....

24.6.2025

TenneT Bau-Update

Seetrassen: Baustellen Nordstrand, im Watt und in Dornumergrode / Testalarm am Mittwoch...

22.6.2025

Inselabend 2025

Alle Freunde an Bord – ShantyChor veranstaltet 1. Inselabend 2025...

21.6.2025

Besondere Gottesdienste für die Urlaubszeit

Katholisch.de: Natalia Löster ist für die Ferienseelsorge an der ganzen Küste zuständig...

20.6.2025

Uschi feiert Achtziger-Party

Freitag, 20. Juni 2025, ab 21 Uhr bei Uschis Strandbar ...

20.6.2025

Am Samstag ist Inselabend!

Wer mehr oder weniger alle kulturell aktiven Inseluaners einmal zusammen auf der Bühne erleben möcht...

19.6.2025

Katze im Westdorf vermisst

Wer hat Bailey gesehen? ...

18.6.2025

Watt’n Grill länger auf

Verlängerte Öffnungszeiten ab morgen übers Wochenende...

18.6.2025

Die Eiländer spielen am Donnerstag

Konzert mit voller Kappelle Morgen, am Donnerstag, dem 19. Juni 2025 findet eines der seltenen E...

18.6.2025

Mittwoch ist Theatertag

Heute: Tante Wandas Auferstehung mit der Inselbühne Baltrum, Beginn 20.30 Uhr im Haus des Gastes...


Alle Artikel des Jahres

Inselrundgang

Archiv


Volltextsuche:

Alle News der letzten 25 Jahre im Archiv:

2025
2024
2023
2022
2021
2020
2019
2018
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001



8045 Artikel online verfügbar