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So
schnell hatte wohl niemand mit einem ernsten Einsatz
von "Lüttje Johann" gerechnet: Das neue
Rettungsboot der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft,
Ortsgruppe Baltrum, war gerade zu Wasser gelassen worden,
als es statt der geplanten Vorführung einen richtigen
Einsatz fahren musste. Vom Rettungsturm war beobachtet
worden, wie eine kleine Jolle vor der Sandbank vor Baltrum
in Seenot geraten war. Die Besatzung vermochte nicht,
das Segelboot in der Brandung wieder aufzurichten. Das
Boot kenterte ein paar mal im böigen Wind und lief
voll. Die drei Männer im Wasser verließen
die Kräfte. Da war "Lüttje Johann"
zur Stelle, nahm zwei der Männer an Bord und steuerte
mit dem Dritten im Schlepptau an den Baltrumer Strand,
wo Boot und Besatzung heil eintrafen.
   
Taufpate Johann Apel war nicht traurig, diese erste
Fahrt des neuen Rettungsbootes nicht miterlebt zu haben
- hat er doch als Pate das lebenslange Recht erworben,
"den Zustand des Bootes zu begutachten und in diesem
zu fahren", außer eben im Einsatzfall. So
steht es in der Taufurkunde. Der Baltrumer Kämmerer
Apel war bei den Verhandlungen beim Erwerb des nagelneuen
brandungstauglichen Schlauchbootes so hartnäckig
und geschickt, dass dieses am 4. August 2003 auf "Lüttje
Johann" getauft wurde. Möglich geworden war
der Erwerb aber vor allen Dingen durch die Spenden des
Baltrumer Tennisförderkreises und der Baltrumfreunde
e.V., deren Vertreter bei der Taufe zugegen waren und
das Schauspiel des Rettungseinsatzes vom Strand aus
beobachteten.
 
Das neue Rettungsboot hat eine Länge von 3,90 Metern,
ist 1,95 Meter breit, ist für sechs Personen zugelassen
mit einer Nutzlast von 600 Kilogramm. Es wird von einem
gebrauchten 25 PS-Außenborder angetrieben. Den
Trailer für den täglichen Transport vom Strand
in die Mehrzweckhalle haben die Mitarbeiter der Gemeinde
selbst geschweißt. Die Beschriftung ist ebenfalls
eigenhändig angefertigt worden. Weil man mit den
Geldern so sparsam war, konnte sich die DLRG-Mannschaft
außerdem über neue Ferngläser, eine
Rettungsboje und andere Ausrüstungsgegenstände
freuen.
Bürgermeister Günter Tjards hielt die Taufansprache
und das neue Boot wurde gebührlich vom Paten mit
Sekt getauft. Der war nach dem erfolgreichen Einsatz
in der Brandung gleich wieder abgewaschen.
 
Marketing- und Veranstaltungsleiter Peter Puls, ehemaliger
Rettungsschwimmer, war dafür "umsonst"
mit zwei Damen der DLRG-Mannschaft ins kühle Nass
gesprungen. Er wollte sich nämlich "retten"
lassen, und musste dann zunächst ungläubig
mit anschauen, wie "Lüttje Johann" ihn
links liegen ließ, um eiligst in die Brandung
zu fahren.
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